Kameradschaftsbund ÖKB

115 JAHRE ALTSOLDATENVEREIN
Die Unterlagen zu dieser Chronik lieferte der Chronist und Pressereferent des Landesverbandes Steiermark des Osterreichischen Kameradschaftsbundes, Oberschulrat Josef Wiedner, die aus der Sicht von Jagerberg vom Schriftführer des Ortsverbandes, Johann Josl, ergänzt wurden. Nach den vorliegenden Aufzeichnungen dürfte der erste Altsoldatenverein bereits im Jahre 1857 gegründet worden sein. 1857 ist vom ersten Obmann Dr. Schmid und von der Fahnenpatin Frau Maria Paul die Rede. Sicher ist, dass man sich 1873 mit der Gründung eines Militär-Veteranen-Vereines beschäftigte, dass ein diesbezügliches Ansuchen an die k. k. Bezirkshauptmannschaft Feldbach aber erst im Jahre 1882 erging. Aus dem nachfolgend wiedergegebenen Ansuchen geht auch deutlich hervor, dass es bereits zuvor einen Verein ähnlicher Art, wahrscheinlich einen „Urlauberverein”, gegeben hat. Der Text dieses Ansuchens lautet: „Bei dem Umstande, als sich nicht nur im hiesigen politischen Bezirk, sondern auch in allen Teilen der k. k. österreichischen Monarchie Militär-Veteranen-Vereine bildeten, so hat sich auch in der Überzeugung an dem guten Erfolge vereinter Kräfte das Bedürfnis nach einem solchen Vereine zur gegenseitigen Unterstützung in Krankheitsfällen in der Pfarre Jagerberg geltend gemacht. Schon seit dem 2. Dezember 1873, als Se. k. u. k. Apostolische Majestät das 25jährige Regierungsjubiläum feierte und die Kriegsmedaille – stiftete, war es der Wunsch zahlreicher hier wohnender Veteranen und Reservisten, dieses freudige Ereignis durch Gründung eines Veteranenvereines zu verewigen. Gegenwärtig sind dem Verein in Jagerberg bereits 100 Mitglieder zugesichert. In der Überzeugung, dass die Unterstützung hilfsbedürftiger Mitglieder die wesentliche Aufgabe des zu gründenden Vereines ist, glaubt das provisorische Comite von einer besonderen Uniformierung absehen zu sollen, und hat auch diesen Punkt nicht in die Statuten aufgenommen. Mit Rücksicht darauf, dass bereits in der Umgebung von Jagerberg ein Verein besteht und in der weiteren Rücksicht, dass dem Comite der seinerzeit gewählte Verwaltungsausschuss für genaue und gewissenhafte Beobachtung der Vereinsstatuten einzustehen die Verpflichtung obliegt, erlauben wir uns, die Vereinsstatuten in fünffach-er Ausfertigung der löblichen k. k. Bezirkshauptmannschaft mit der gehorsamsten Bitte vor-zulegen, dieselben der Hohen k. k. Statthalterei zur Höchstgeneigten Bescheinigung befürwortend vorlegen zu wollen.” Das Ansuchen war gezeichnet mit dem Datum 13. Juni 1882. Für das Gründungskomitee hatten unterzeichnet: Schmid, Veteran, Alois Harb, Veteran und Hausbesitzer, Carl Ferner, Veteran und Hausbesitzer, sowie Georg Punt, Veteran. Folgender Statutenentwurf wurde beigelegt: § 1) Name des Vereines: „Militär-Veteranen-Verein zu Jagerberg”. Derselbe wählt den heiligen Georg als Vereinspatron, hat seinen Sitz in Jagerberg und führt das Siegel mit der Inschrift: Militär-Veteranen-Verein zu Jagerberg. § 2) Der Zweck des Vereines ist a) die Unterstützung hilflos gewordener Veteranen, b) Aufrechterhaltung des guten Geistes, c) die Pflege aller im Dienstreglement für die k. k. Armee abgehandelten, daher jedem Veteran genau bekannten militärischen Tugenden als da sind: Treue und Anhänglichkeit zu Kaiser und Vaterland, Gottesfurcht, Ehrenhaftigkeit, Hochachtung vor dem Gesetz und den Vorgesetzten, Gemeingeist, Liebe zur Ordnung und Reinlichkeit, Verträglichkeit, Mäßigkeit, Pünktlichkeit in Ausübung ihrer Pflichten usw. Durch freiwillige Pflege dieser Tugenden und Eigenschaften wird der Veteran ein geachtetes und nützliches Glied der bürgerlichen Gesellschaft sein und bleiben.§ 3) Bei hohen kirchlichen und vaterländischen Feiern wirkt der Verein durch Ausrückung mit. Die ?löbliche k. k. Bezirkshauptmannschaft” erteilte sogleich die Genehmigung zur Gründung des Vereines. Unter dem Obmann Karl Scheucher, Gastwirt in Ungerdorf, wurde im Jahre 1921 eine Gedenkstätte für die 84 gefallenen Helden von 1914 bis 1918 errichtet. Im Jahre 1929 beschließt der Verein, sich umzubenennen. In der Verhandlungsschrift heißt es: ?Die am 6. Jänner 1929 stattgefundene Gründungsversammlung in Jagerberg hat auf Grund der Beratung der Umbildungsstatuten einstimmig beschlossen, sich in einen ,Kameradschaftsbund ehemaliger Krieger, Ortsgruppe Jagerberg’ umzubilden und sich dem Kameradschaftslandesbund in Steiermark anzuschließen. Gewählt wurden: Obmann Johann Resch, Stellvertreter Christian Roßmann, Schriftführer Alois Remling, Kassier Georg Marbler und nach-stehend die Ausschussmitglieder: Johann Monschein, Georg Riedl, Johann Sommer, Georg Schweigler, Anton Neubauer, Johann Kaufmann, Johann Schantl, Florian Weitzl, Andreas Kaufmann, Josef Weicher, Josef Scheucher; Hans Konrad, Franz Penitz, Josef Pitzl, Johann Edelsbrunner, Franz Fries.” Erst nach der Vorlage der Statuten für die Umbildung der bestehenden Kriegervereine teilte die Steiermärkische Landesregierung am 27. Jänner 1931 mit, „dass die Umbildung des MVV Jagerberg in KV ehemaliger Krieger in Jagerberg nicht untersagt wird”. In den Statuten wird als Zweck des Vereines angeführt: „Die Liebe und Treue zum österreichischen Volke und Vaterland zu beleben und zu stärken, das Band der Kameradschaft und an die Kriegszeit unter seinen Mitgliedern zu erhalten, verstorbene Mitglieder mit allen gebührenden Ehren zu Grabe zu geleiten und den Hinterbliebenen eine Beihilfe zu den Leichenkosten zu gewähren, bedürftige Mitglieder, Angehörige und Hinterbliebene, insbesondere Kriegsbeschädigte und bedürftige Kriegsteilnehmer, nach Maßgabe der Vereinsmitglieder zu unterstützen, durch regelmäßige Zusammenkünfte, Vorträge, Schaffung einer Bücherei, Veranstaltung von Festlichkeiten, gemeinsamen Ausflügen, Übungs- und Festschießen usw. die Geselligkeit zu pflegen.” Dazu weiß beispielsweise am 24. August 1936 das Gendarmeriepostenkommando von Jagerberg der Bezirkshauptmannschaft Feldbach etwas Bedeutendes zu berichten: „Am 23. August 1936 fand in Jagerberg die Überreichung von Dankschreiben an 19 Kaisergemeinden, verbunden mit der Feier des 80jährigen Jubiläums des hiesigen Kameradschaftsvereines statt. Um 8 Uhr nahm der Kameradschaftsverein Jagerberg mit Musik und Abordnungen der Kameradschaftsvereine Gnas, St. Stefan i. R. und Wolfsberg i. Schw., weiters ein Zug Heimatschützer aus St. Stefan i. R. sowie die Bürgermeister der 19 Gemeinden Aufstellung vor dem Kriegerdenkmal. Um 9.15 Uhr trat Prinz von und zu Liechtenstein, begleitet von Generalmajor Lohner vom Reichsbund der Osterreicher, Oberstleutnant Schmidt aus Feldbach, ein, worauf der Einmarsch in die Kirche folgte. Die Feldmesse musste wegen Schlechtwetters unterbleiben. Nach dem Gottesdienste begrüßte Oberlehrer Kotek vor dem Ehrenmale die Teilnehmer und sprach über das Werden und Wirken des Jubelvereines, insbesondere über die Verbundenheit desselben mit dem früheren Herrscherhaus, was auch zur Ernennung Otto von Habsburgs zum Ehrenbürger seitens so vieler Gemeinden geführt habe. (Dieses Ehrenbürgerrecht wurde in der NS-Zeit von der Gemeindevertretung bzw. Behörde als ein „Schandmal” in der Geschichte bezeichnet und aberkannt.) Prinz Liechtenstein hielt eine Ansprache, in der er , darauf hinwies, dass das Haus Habsburg immer sozial gewirkt habe. Anschließend überreichte er die Dankschreiben an die Bürgermeister. Generalmajor Lohner sprach im Namen des Reichsbundes der Osterreicher und betonte, dass die Legitimisten der jetzigen Regierung und besonders dem Bundeskanzler Dr. Kurt von Schuschnigg zu großem Dank verpflichtet seien, vor allem wegen der Aufhebung der Habsburger-Gesetze. Er hoffe, dass es der Regierung möglich sein werde, Otto von Osterreich als legitimen Herrscher in seine Rechte einzusetzen. Nach der Feier erfolgte ein Vorbeimarsch der rund hundert Kameraden.” Ab 1938 entfaltete der Verein keine Tätigkeit mehr, weil er sich nicht dem NS-Reichskriegerbund anschließen wollte. Mit Bescheid vom 2. April 1946 hat die Landeshauptmannschaft für Steiermark den Kameradschaftsverein ehemaliger Krieger in Jagerberg aufgelöst und jede weitere Tätigkeit untersagt. Als Begründung wurde angeführt: Der Alliierte Rat für Osterreich hat mit Beschluss vom 10. Dezember 1945 an-geordnet, dass alle Organisationen, Formationen und Vereine, die eine militärische Ausbildung zu fördern geeignet sind, verboten sind und aufgelöst werden müssen. Bemerkenswert ist im weiteren Verlaufe, dass die Bezirkshauptmannschaft Feldbach am 15. Juni 1946 der Landeshauptmannschaft mitteilte, dass der Auflösungsbescheid nicht zugestellt werden konnte, da laut Bericht des Gendarmeriepostenkommandos Jagerberg der Verein seit 1938 nicht mehr besteht bzw. seine Tätigkeit eingestellt hat und Funktionäre nicht mehr festzustellen seien. Auch sei keinerlei Vereinsvermögen vorhanden. Tatsächlich lebte der Verein als Wohltätigkeitsverein wieder auf. 1955 bekam er wieder die Bezeichnung „Österreichischer Kameradschaftsbund, Ortsverband Jagerberg”. Obmann wurde Hans Scheucher, Fleischhauer in Ungerdorf, der diese Funktion bis heute inne hat. 1956 wurde das Fest zum hundertjährigen Bestehen gefeiert und zugleich wurde eine neue Vereinsfahne angeschafft. Im Zuge des Straßenbaues im Jahre 1962 musste das alte Kriegerdenkmal von seinem Platz abgetragen wer-den. Zwei Jahre später wurde ein neues Kriegerdenkmal, und zwar auf dem von der Gemeinde und von Herrn Dr. Paul gestifteten Platz, errichtet. Die künstlerische Gestaltung lag in den Händen des weststeirischen akademischen Bildhauers A. Schlosser. Im zweiten Weltkrieg hatte Jagerberg 123 Gefallene zu beklagen. Erwähnt sei in diesem Zusammenhang auch die Ortsgruppe des Kriegsopferverbandes, die von Franz Kirschner geführt wird, und im Gründungsjahr 1945 112 Mitglieder zählte; heute sind es nur noch 58 Mitglieder.
Quelle: Festschrift 800 Jahre Jagerberg (1972)

 
 

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