Winterbegrünung ist Trumpf

26. November 2020

Vertreter von Vulkanland, Landwirtschaftskammer und Presse trafen sich Ende November am Acker von Landwirt Josef Pollhammer in Raabau. Vulkanland- und Wasserverbandsobmann Josef Ober spannte den Bogen zur Raabcharta für einen Zukunftsfähigen Lebensraum Raabtal. Die Landwirtschaft ist dafür DER Faktor schlechthin und Humusaufbau aktiver Grundwasserschutz, da Nährstoffe besser im Boden gebunden bleiben und nicht als Nitrat ins Grundwasser ausgewaschen werden. Einer der Schlüssel für Humusaufbau ist lt. Pollhammer die Winterbegrünung. “Den Ausschlag dabei gibt nicht so sehr das oberflächliche Pflanzenmasse, sondern vielmehr die Wurzelmasse bzw. Wurzelausscheidungen. Wenn diese ganzjährig stattfinden, ist ständig Nahrung für die Bodenorganismen verfügbar – der Boden kann „arbeiten“. Natürlich sei eine ganzjährige Begrünung abhängig von Faktoren wie Fruchtfolge und Witterung. Heuer war beispielsweise durch ein witterungsbedingt kurzes Ernte- und Aussaatfenster der Anbau von Winterbegrünung teilweise nur schwer möglich. Deren positiven Wirkungen sind jedoch vielfältig: Durch eine über das Jahr und die Bodenschichten verteilten Durchwurzelung und die damit verbundenen bodenbiologischen, -chemischen und -physikalischen Vorgänge kommt es zu einer Stabilisierung des Gefüges. Hier sind v. a. Grob-und Mittelporen im Hinblick auf eine prognostizierte Zunahme der Extremwetterereignisse essentiell: Bei Starkregen können die Poren große Mengen Wasser aufnehmen und Abschwemmungen werden so reduziert. Dieses Wasser bleibt durch die Bodenstruktur langfristig pflanzenverfügbar gespeichert und kann so während längerer Trockenperioden von den Wurzeln aufgenommen werden. Außerdem kann mittels durch Gründüngung unterstützten Humusaufbau längerfristig Kohlenstoff im Boden gebunden werden. In unserer Region wären lt. Pollhammer 5% Humusgehalt möglich. Aktuell haben wir in der Stmk. durchschnittlich 2,8 %, was ein enormes Potential als CO2-Senke erahnen lässt, sich jedoch als langer Prozess gestaltet. “Dazu muss auch in den Köpfen der Bevölkerung ankommen, dass der Bauer, dessen Acker im Spätherbst noch schlampig  ausschaut und nicht sauber gepflügt ist, nicht faul ist, sondern einen wertvollen Beitrag zum Boden- und Klimaschutz leistet.“, meint Vulkanland-Geschäftsführer Michael Dend. Und Franz Uller ergänzt: „So wird der Landwirt in Zukunft zum Klimawirt.“ Um Aktivitäten zum Humusaufbau flächendeckend voranzutreiben hat das Kompetenzzentrum für Ackerbau, Humus und Erosionsschutz neben seiner Beratungstätigkeit auch eine sog. Praktikergruppe ins Leben gerufen, in der sich die Teilnehmer, allesamt fortschrittliche Landwirte aus der Region, u. a. über WhatsApp laufend über neue Versuche, Erfahrungen und Erfolge mit Maßnahmen aus der Praxis austauschen. Denn, so Josef Ober: „Gesunder Boden ist Kapital für die Zukunft.“